Herr Grün notiert – Der chinesische Flussdelphin Baiji und die Pastinake

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VOR EINIGER ZEIT las ich die Meldung, dass der chinesische Flussdelphin vermutlich ausgestorben sei. Dieser Delphin lebt im Süßwasser – und nur im Jangtse. Man nennt ihn auch Baiji, Pei C'hi oder Weißer Delphin. Ich habe mir Bilder von ihm angeschaut. Er sieht nett aus, wie alle Delphine. Sein Schnabel ist etwas länger. Weil niemand wusste, ob er tatsächlich ausgestorben ist, gingen Wissenschaftler auf eine sechswöchige Expedition und suchten nach ihm. Aber sie fanden keinen mehr vor. Nun gilt er offiziell als ausgestorben.

Das Aussterben des Baiji, eine sehr traurige Angelegenheit, die mich sehr bedrückte. Vielleicht auch, weil die Forscher zuerst nach ihm suchen mussten, um festzustellen, dass es ihn eigentlich gar nicht mehr gibt. Ich frage mich, ob auch Pflanzen aussterben können. Tatsächlich sind weltweit Tausende Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Allerdings mehr in den Urwäldern. Was es nicht besser macht. Sie brauchen aber keine Angst zu haben, weder eine hiesige Zwiebelsorte noch die Waldhimbeere sind gefährdet.

ABER WENN EINE Pflanze in Vergessenheit gerät, ist das nicht auch schade? So war es nämlich bei der Pastinake. Eine uralte Pflanze, die schon unsere Vorfahren in der Jungsteinzeit aßen. Im 18. Jahrhundert wurde sie von der Kartoffel verdrängt. Aber die Pastinake ist geduldig. Beharrlich wartete sie ein paar Jahrzehnte – bis man sie in jüngster Zeit für die Bio-Küche wiederentdeckte.

 

Hammelmöhre, Hirschfraß, Petersilienwurz

 

Würde man eine Fußgängerzonenbefragung durchführen, würde wohl kaum jemand die Pastinake erkennen. »Erkennen Sie diese Pflanze?« »Sieht aus wie eine weiße Möhre.« HaHa. Ehrlich gesagt, ich hätte es auch nicht besser gewusst. Bis mich der Herr-Grün-Ehrgeiz gepackt hat. Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass die Pastinake eine Kreuzung aus der Petersilienwurzel und der Wildmöhre ist. Seit dem 15. Jahrhundert wird sie in deutschen Gärten angepflanzt. Sie kann ab Spätherbst geerntet werden und in der Erde überwintern. Allerdings wird sie dann immer süßlicher. In ihrer weniger populären Zeit wurde sie als Viehfutter verwendet und hieß deshalb auch »Hammelmöhre« oder »Hirschfraß«. Die Iren mögen sie besonders und brauen sogar Pastinakenbier aus ihr. Ich könnte noch so viel über die Pastinake schreiben. Eine faszinierende Pflanze.

MAN SOLLTE ÜBERALL Koch- bzw. Zutatenausstellungen einrichten. Denn Wissen hilft ja gegen das Vergessen. Riesige Projektionen an den Wänden und kleine Probier- und Knabberboxen. »Nun kommen wir zur Pastinakenhalle. Eine außerordentliche Pflanze, die große Zähigkeit bewiesen und nie aufgegeben hat. Man kann mit ihr Köstlichkeiten herstellen wie das unglaubliche Pastinakenpüree oder die PePa-Suppe des bekannten Pastinakenforschers Herr Grün.« Ach – solche Führungen, wäre das nicht wunderbar?


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Herr Grün kocht leidenschaftlich. Natürlich. Vegetarisch und manchmal auch vegan. Während des Kochens kommen ihm tausend Dinge in den Sinn. Wie schmeckt Pastinakenpudding? Welche Soße passt gut zu Semmelknödeln? Kann man Milchreis auch mit Mandelmilch kochen? Was haben die Menschen im 12. Jahrhundert gegessen, wenn Besuch kam? Darüber schreibt er in seiner Kolumne »Herr Grün notiert«. Es geht um Erkenntnisse, Wissenswertes, aber auch um ungelöste Fragen.

Neugierig geworden? Hier geht es zu: www.herrgruenkocht.de